Smarte Maschinen und die Intelligenz des Menschen

Smarte Maschinen im Gespräch
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Am 26. Februar ging eine Veranstaltung in der Evangelischen Stadtakademie München der Frage nach, worin der Unterschied zwischen maschinellem und menschlichen Lernen liegt. Einen Bericht von der Veranstaltung finden Sie auf der Seite des Mitveranstalters "acatech - Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften".

Vorab hatte Christine Ulrich für den Evangelischen Pressedienst ein Gespräch mit mir geführt. Hier der Wortlaut:

"Künstliche Intelligenz beeinflusst auch unser Menschenbild"

Drei Fragen an: Thomas Zeilinger, Ethik-Beauftragter der Landeskirche, zu smarten Maschinen

epd-Gespräch: Christine Ulrich

München (epd). Werden smarte Maschinen Partner oder Gegner des Menschen sein? Mit diesem Thema beschäftigt sich eine Veranstaltung der Evangelischen Stadtakademie München am Dienstag (26. Februar). Unter dem Titel "Smarte Maschinen und die Intelligenz des Menschen - Lernende Systeme im Gespräch" diskutiert der Wissenschaftsjournalist Ulrich Eberl mit dem Soziologen Norbert Huchler. Der Theologe Thomas Zeilinger, Beauftragter der evangelischen bayerischen Landeskirche für Ethik im Dialog mit Technologie und Naturwissenschaft, moderiert die Veranstaltung. Mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) sprach er darüber, wo die ethischen Herausforderungen angesichts der Künstlichen Intelligenz liegen.

epd: Herr Zeilinger, wozu braucht Künstliche Intelligenz (KI) eine Ethik? 

Zeilinger: Der Mensch braucht eine Ethik, um die Maschinen angemessen zu designen. Selbstlernende Systeme sind immer gespeist von menschlichen Vorgaben. In ihnen verbergen sich leicht Vorurteile, die dann die Entscheidungen einer Künstlichen Intelligenz beeinflussen. Es kommt deshalb auf die Haltung von Programmierern an: Sie prägen mit, wie die KI lernt und dann handelt. Angesichts der KI sind weder ein apokalyptischer Blick noch totale Euphorie angesagt. Wir sollten die Chancen der KI mit den Herausforderungen in einem vom Menschen geprägten Zeitalter, etwa dem Klimawandel, zusammendenken. Daraus entsteht hoffentlich eine Gemeinwohlperspektive, so dass Neuerungen Mensch und Schöpfung zugute kommen.

epd: Sind Sie zuversichtlich, dass die Entwicklung einer Ethik mit der technischen Entwicklung der KI Schritt halten wird?

Zeilinger: Es wird eine Herausforderung, aber die Chance besteht. Denn das Unbehagen, es einfach so laufen zu lassen, wächst. Ich hoffe auf die Universitäten, weil Wissenschaftler immer wieder auf Probleme aufmerksam machen. In erster Linie brauchen wir eine gesellschaftliche Verständigung, wie beispielsweise bei der Bioethik. Als ein chinesischer Forscher am menschlichen Embryo gentechnische Eingriffe in die Keimbahn vornahm, entstand schnell eine Übereinkunft, dass da etwas außerhalb der ethischen Leitplanken passiert. Sowas ist auch für die KI vorstellbar. Ein Problemfeld sind autonome Waffen. Hier könnte es dann multilaterale Übereinkunfte geben, analog zum Thema der Nichtverbreitung von Kernwaffen. Die gesellschaftlichen Umwälzungen durch die KI werden erheblich sein. Manches wird nicht so schnell kommen wie erwartet, etwa das autonome Fahren. Anderes könnte sich hingegen rascher entwickeln, in bestimmten Bereichen der Arbeitswelt zum Beispiel. Dass die KI aber die Menschen plötzlich breit überrollt, befürchte ich nicht. Es kommt darauf an, dass der Mensch selbstlernende Systeme intelligent für menschliche Zwecke einsetzt.

epd: Wie könnte die neue smarte Umwelt unser Selbstverständnis als Menschen verändern?

Zeilinger: Neue Kulturtechniken, etwa der Buchdruck, haben schon immer bestimmte Perspektiven des Menschen auf sich selbst verändert. Die Entwicklung moderner Werte wie Individualität und Autonomie wäre ohne technologische Sprünge nicht vorstellbar. Insofern wird auch KI unser Menschenbild beeinflussen. Vielleicht wird die smarte Vernetzung unserer Geräte eine neue soziale Vernetztheit mit sich bringen. Es wird die Frage sein, woran sich diese Vernetzung orientiert: an unserer Vorstellung von Freiheit und Partizipation - oder an Überwachung und Kontrolle. Letztlich geht es wohl darum, dass man die menschliche Souveränität nicht an Plattformen verliert und die Seele nicht an Geräte verkauft. Aufgabe der Kirche ist es hier, ihr Menschenbild einzubringen und mit darauf hinzuarbeiten, dass die Technologie für menschliche Zwecke genutzt wird. Zum Beispiel haben Mediendesigner darauf hingewiesen, dass es gute Gründe dafür gibt, Roboter nicht allzu menschenähnlich zu gestalten. Darauf könnte die Kirche auch mit hinwirken. (0712/24.02.2019)