Die Daten und der Human Hack

Bei einer Diskussion in Stanford hat Yuval Noah Harari Ende April eine Gleichung in den Raum gestellt um auf die Brisanz der Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz zu verweisen: B x C x D = HH - Die Multiplikation aus Biologischem Wissen, Computer-Power und Daten(fülle) ergibt HH, den Human Hack. (Artikel im Magazin Wired) Der Verlust menschlicher Freiheit droht nach Harari vor allem durch den technischen Determinismus, der aus der Verknüpfung von "B", "C" und "D" folgt. Harari schlägt auch vor, wo eine Gegenstrategie ansetzen sollte: Beim "D", den Daten. Er sieht vor allem die Aufgabe, die Verfügung über die Daten anders zu gestalten, als dies im Moment mit der Datenhoheit der großen Plattformen wie Facebook oder Google der Fall ist.

Am 9. Mai hatte ich Gelegenheit, beim öffentlichen Round Table der Datenethikkommission im Bundesinnenministerium dabei zu sein. Nationale und internationale Expert/innen präsentierten ihre Einschätzungen, was es braucht, um die digitale Zukunft ethisch zu gestalten. Bemerkenswert war der mehrfach geäußerte Hinweis, dass weniger die Ethik, als vielmehr das Recht gefragt sei. Daraus sprach einerseits der Wunsch nach mehr Regelungen und verpflichtenden Standards. Und zugleich die Skepsis, die Regelung der Daten dem freien Spiel der Kräfte auf dem Markt zu überlassen.

Gegenüber der These, dass die Verbraucher ihre Marktmacht doch zugunsten sicherer und vertrauenswürdigerer Anwendungen und Plattformen einsetzen könnten, entgegneten gerade die Vertreter/innen der Verbraucherorganisationen, dass das dafür notwendige Marktgleichgewicht nicht gegeben sei und deshalb mehr gesetzliche Vorgaben von Nöten seien. Weil die Fülle der Daten ihrerseits im Gebrauch stark normierend wirkt, geht es um eine demokratische Gestaltung der Dateninfrastruktur.

Ansätze dazu zeigte Francesca Bria mit dem Beispiel der Stadt Barcelona, deren Digitalkonzept die Nutzung von Daten und die Wahrung fundamentaler Rechte zu vereinbaren sucht. Auch für Francesca Bria ist klar, dass es darum gehen muss, hier eine europäische Infrastruktur zu entwickeln, damit Privatheit im digitalen Zeitalter nicht zum Privileg einiger Weniger wird, sondern als Recht für die Vielen realisiert wird.

Weil die Daten als Rohstoff des digitalen Zeitalters alle Lebensbereiche durchdringen, wird es darauf ankommen, dass ethische Reflexion und rechtliche Regelung auch auf die spezifischen Kontexte eingeht. An der Stelle ist die Datenethikkommission um ihre Arbeit nicht zu beneiden, zumal sie ihre Empfehlungen bis zum Herbst erarbeitet haben will. Der Round Table hat dazu viele Anregungen geliefert.