Souveränität im digitalen Zeitalter

Am Freitag, dem 13. Juli, trafen sich mehr als vierzig Personen zur Jahrestagung des  "Netzwerk Ethik in der ELKB" im Haus Eckstein in Nürnberg. Im Mittelpunkt stand die Frage der Selbstbestimmung des Menschen in Zeiten der digitalen Transformation.

Wie schwierig Selbstbestimmung bereits beim Umgang mit einem einfachen Browser zu bewerkstelligen ist, zeigte im ersten Impuls des Tages  Felix Freiling. Der Professor für Informatik an der FAU Erlangen-Nürnberg, veranschaulichte interaktiv  "Herausforderungen und Strategien digitaler Selbstbehauptung“. In zehn Thesen fasste er sein Plädoyer für eine Kontrolle der Entstehung von Daten zusammen. Sein Fazit zum Umgang mit Daten: "Das prinzipielle Problem liegt in der Entstehung der Spuren und nicht in ihrem Management." (Thesen zum Thema von Felix Freiling)

Einen entgegengesetzten Ansatz vertrat Peter Dabrock, Professor für Systematische Theologie und Ethik an der FAU Erlangen-Nürnberg. Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats stellte das Konzept der "Datensouveränität als informationelle Freiheitsgestaltung" vor. Ausgangspunkt seiner Überlegungen war die These, dass es im Zeitalter von Big Data müßig sei, den  Input von Daten an den Schnittstellen zu regulieren. Die Aufgabe laute vielmehr, den Output gesellschaftlich zu kontrollieren, also die Nutzung der Daten nicht allein - wie gegenwärtig - den dominierenden privatwirtschaftlichen Plattformen wie Google, Facebook & Co. zu überlassen. Dabrock plädiert hier wie der Ethikrat für ein Modell von Datentreuhändern, über das die Bürger*innen die Verwendung der Daten mitbestimmen können sollen. (Datensouveränität - Konzept des Ethikrates)

Aus meiner Perspektive als Landeskirchlicher Beauftragter steuerte ich selbst  "Eindrücke zur digitalen Souveränität im kirchlichen Raum" bei. Meine ganz unterschiedlichen Wahrnehmungen bei Begegnungen und Gesprächen im ersten Halbjahr fasste ich meinerseits in zehn Thesen zum Wechselspiel von digitaler und kirchlicher Souveränität: Kirche braucht digitale Souveränität im Sinne technischer Kompetenz. Zugleich braucht der digitale Wandel kirchliche Souveränität im Sinne einer Anleitung und Bildung ethischer Urteilskraft für die zivile Gestaltung einer zu entwickelnden Kultur der Digitalität. (Hier die Thesen von Thomas Zeilinger)

Ein ausführlicher Tagungsbericht von Susanne Borée im Evangelischen Sonntagsblatt aus Rothenburg findet sich hier.