(Digitale) Technologie ist mit dem Versprechen angetreten, das Wissen zu demokratisieren. Das Gutenberg-Projekt versprach, klassische Werke frei lesen zu können, ohne eine physische Bibliothek besuchen zu müssen. Wikipedia hat sperrige und teure Nachschlagewerke überflüssig gemacht, um Informationen über Gottt und die Welt zu finden. Sog. Massive Open Online Courses (MOOC) sollten es jedem und jeder ermöglichen, bei den besten Wissenschaftler:innen zu lernen, ohne das Zulassungsschreiben einer Uni zu benötigen.
Nun zeigt die Universität Konstanz mit ihrer "Konstanzer Studie 2025", dass zwar immer mehr Beschäftigte in Deutschland Künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz nutzen, aber die Kluft zwischen Berufsgruppen und Bildungsniveaus bestehen bleibt.
Während in wissensintensiven Tätigkeiten der Einsatz von KI-Tools massiv ausgebaut wird, bleibt der Zugang in anderen Bereichen eingeschränkt. Ohne gezielte Förderung droht eine digitale Spaltung des Arbeitsmarkts.
Dass die digitale Spaltung in Zeiten von KI nicht nur den Arbeitsmarkt bedroht, zeigt ein gerade erschienener Gastbeitrag einer britischen Journalistin in der New York Times unter dem Titel "Thinking is Becoming a Luxury Good". Darin entfaltet Mary Harrington, weshalb digitale Technologien, insbesondere Smartphones, heute oft das Gegenteil des Versprechens von Gleichheit bewirken. Sie tragen vielmehr zu einer wachsenden kognitiven Ungleichheit bei: Scrollen und Kurzvideos verdrängen das Lesen von langen Texten, während Benachrichtigungen und Tabs unsere Aufmerksamkeit ablenken. Infolgedessen wird die Lesekompetenz, die für kritisches Denken und rationale Fähigkeiten unerlässlich ist, zu einem Luxusgut, das nur denjenigen zur Verfügung steht, die über die Zeit und die Mittel verfügen, ihr bewusst und entschlossen Priorität einzuräumen und dafür auch auf Bildschirmzeit verzichten.
The ascetic approach to cognitive fitness is still niche and concentrated among the wealthy. But as new generations reach adulthood having never lived in a world without smartphones, we can expect the culture to stratify ever more starkly. On the one hand, a relatively small group of people will retain, and intentionally develop, the capacity for concentration and long-form reasoning. On the other, a larger general population will be effectively post-literate — with all the consequences this implies for cognitive clarity.
Harrington deutet zum Ende ihres Artikels denn auch eine der Konsequenzen wachsender Ungleicheit an, die für die Entwicklung der Demokratie bereits zu erleben sind: "It favors oligarchs with good social media game and those with more self-assurance than integrity. It does not favor those with little money, little political power and no one to speak up for them."